Online-Marktplätze sind heutzutage beim Online-Shopping wichtiger als je zuvor – und ihre Beliebtheit steigt weiterhin. So werden in Deutschland knapp 50% der B2C-Transaktionen im eCom über Marktplätze getätigt und fast 60% der 1.000 weltweit führenden Marken verkaufen ihre Produkte auf Marktplätzen.

Warum sind Marktplätze so wichtig für den Einzelhandel?

Das Einkaufsverhalten der heutigen Generationen zeigt: Die Art und Weise, wie Verbrauchende online nach Produkten suchen, hat sich verändert. Konsument*innen suchen häufiger auf Marktplätzen, um Produkte von verschiedenen Anbietern auf einer einzigen Plattform zu finden.

Neben dem Aufbau einer eigenen Website – oder dem Verkauf in Ladengeschäften – wenden sich Marken daher immer öfter auch an etablierte Marktplätze, die bereits über die erforderliche technische Infrastruktur und einen hohen Traffic verfügen. Die Bedeutung digitaler Marktplätze im eCommerce wird auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

Und das aus gutem Grund: Diese Online-Plattformen bieten Einzelhändlern eine hervorragende Möglichkeit, neue Kund*innen zu erreichen. Die schon vorhandene Kundschaft macht es Marken einfacher, den Absatz schnell zu steigern und ihre Produkte zu vermarkten. Dies gibt Marktplatz-Verkäufern die Möglichkeit, durch organische Suche, Produktempfehlungen und eine ganze Reihe datenbasierter Targeting-Optionen neue Käufer*innen zu gewinnen.

Etablierte Marktplätze haben bei Verbraucher*innen bereits eine starke Markenloyalität aufgebaut. Das liegt vor allem daran, dass die Kundschaft beim Versand, bei Rücksendungen und beim Kundenservice bekannten Marktplätzen wie Amazon und eBay stärker vertraut als einzelnen Online-Shops. Kund*innen sind eher bereit, dort mit unbekannten Marken und Produkten zu experimentieren. Dies ist besonders wichtig für Modemarken, da schnelle und einfache Rücksendungen ein wesentlicher Bestandteil des Online-Shoppings von Kleidung sind.

Diese Fragen solltest du dir stellen, wenn du deine Produkte über einen Marktplatz verkaufen möchtest

Nicht alle Marktplätze sind gleich. Einige spezialisieren sich auf bestimmte Regionen oder bieten einzelne Produktkategorien an. Andere bieten zusätzliche Dienstleistungen für Verkäufer. Außerdem können die Kosten sehr unterschiedlich sein. Im Folgenden findest du einige Fragen, die dir helfen, den idealen Marktplatz für dein Unternehmen zu finden.

  • Welche Region möchtest du erschließen? Je nach Land und Region bevorzugen Verbraucher*innen unterschiedliche Marktplätze.
  • Möchtest du über einen allgemeinen oder einen branchenspezifischen Marktplatz verkaufen?
  • Bietet der Marktplatz einen großen Kundenstamm und eine gute Customer Experience? Das wird die Bekanntheit deiner Marke erhöhen.
  • Welche Gebühren-Modelle hat der Marktplatz? Wie viel Budget hast du?
  • Übernimmt der Marktplatz die Logistik? Dies kann dir helfen, neue Regionen im Ausland zu erschließen.

Regionale Unterschiede: So findest du den passenden Marktplatz für dein Unternehmen

Amazon ist nicht überall der beliebteste Marktplatz. Taobao und Tmall, die beide zu Alibaba gehören, machen Amazon dank ihrer Beliebtheit in China den Rang streitig. Aber auch, wenn du bestimmte Regionen Europas erschließen möchtest, lohnt es sich, die Einkaufspräferenzen deiner zukünftigen Kund*innen zu kennen. Im Ausland sind lokale Marktplätze meist sehr beliebt, da sie die Vorlieben, kulturellen Besonderheiten und Kaufgewohnheiten der Kundschaft genau kennen. Profitiere von deren Fachwissen und etablierten Customer Loyalty, indem du deine Produkte über eine Marktplatz-Plattform verkaufst, die deine Kund*innen kennen und der sie vertrauen.

Westeuropa

Hast du schon von bol.com gehört? Deinen niederländischen Kund*innen sagt diese Seite bestimmt etwas, denn es ist der beliebteste Marktplatz in den Niederlanden. In Deutschland ist OTTO ein etablierter Marktplatz, der vor allem bei älteren Verbraucher*innen Vertrauen genießt. Wenn du den französischen Markt erobern möchtest, lohnt sich ein Blick auf Cdiscount, den am zweithäufigsten genutzten Marktplatz in Frankreich, während fruugo.com ein relativ neuer Marktplatz ist, der im Vereinigten Königreich ansässig und beliebt ist. Er ist in 32 Ländern verfügbar und wächst schnell – du solltest ihn also auf jeden Fall im Auge behalten.

Südeuropa

AliExpress gehört zu Alibaba und ist ein internationaler Marktplatz, der Verbraucher*innen Tiefstpreise bietet und besonders in Spanien sehr beliebt ist. Griechische Kunden*innen vertrauen auf public.gr, einem lokalen Marktplatz. Aber Vorsicht: Da Griechisch auf einem anderen Alphabet basiert als die meisten europäischen Sprachen, musst du bei der Lokalisierung deiner Inhalte besonders aufmerksam sein. Und wie sieht es in Italien aus? Der aus Frankreich stammende Marktplatz ManoMano ist hier, wie auch in seinem Heimatmarkt, besonders beliebt in seiner Nische: Gartenartikel, Haushaltswaren, Handwerk und Heimwerken.

Nordeuropa

Glücklicherweise haben die nordischen Kund*innen relativ einheitliche Kaufgewohnheiten und Erwartungen beim Online-Shopping. Schwedens eCommerce-Industrie ist sehr gut etabliert und viele Kunden aus den Nachbarländern kaufen auf schwedischen Marktplätzen ein. CDON zum Beispiel ist ein beliebter allgemeiner Marktplatz, während stadium auf Sportartikel spezialisiert ist. Dennoch gibt es einige länderspezifische Vorlieben: Finnische Kund*innen bevorzugen verkkokauppa.com, während ihre estnischen Nachbar*innen gerne bei Kaup24 einkaufen.

Mittel- und Osteuropa

Tschechien ist das osteuropäische Land mit den höchsten eCommerce-Ausgaben im Jahr 2021. Wenn du dich also für den tschechischen Markt interessierst, lohnt sich ein genauerer Blick auf Alza.cz. Dieser lokale Marktplatz dominiert im tschechischen eCommerce-Markt. Polens beliebtester Marktplatz ist Allegro, während die Ungarn eMag bevorzugen.

Du siehst: Für die Internationalisierung lohnt es sich, deinen Zielmarkt genau zu analysieren, um herauszufinden, welche Marktplätze deine zukünftige Kundschaft präferiert.

Das sind die einflussreichsten Marktplätze in Europa

Regionale Marktplätze haben einen großen Kundenstamm in ihren jeweiligen Ländern, aber ihre Reichweite endet meist an der Grenze. Es gibt einige wenige große Player, die auf dem gesamten Kontinent gut etabliert sind.

#1: Amazon

Amazon ist der beliebteste Online-Marktplatz in den USA und in den meisten europäischen Ländern. Auf diesem eCommerce-Marktplatz wird eine große Produktvielfalt von Elektronik bis hin zu Kleidung und mehr angeboten. Amazon verkauft direkt an Kund*innen und lässt auch Drittanbieter auf dem Amazon Marketplace verkaufen. Das Unternehmen bietet entweder einen kompletten Service für die Lagerhaltung und -abwicklung an oder lässt Verkäufer ihre eigenen Bestellungen selbständig abwickeln. Die Plattform ist äußerst innovativ und setzt regelmäßig Maßstäbe bei den Themen Customer Service und Versand.

Ideal für: Marken, die eine Full-Service-Logistik wünschen und ihre Präsenz auf einem der größten Marktplätze der Welt sicherstellen wollen.

#2: eBay

eBay begann als Auktionsplattform und hat sich inzwischen zu einem großen eCommerce-Marktplatz entwickelt, auf dem sowohl Einzelhändler als auch Privatpersonen Produkte verkaufen können. Verkäufer können neue oder gebrauchte Waren per Auktion anbieten oder einen Festpreis für ihre Artikel festlegen. eBay bedient inzwischen eine große Zahl von gewerblichen Verkäufern in allen möglichen Branchen. So haben Verkäufer unter anderem die Möglichkeit, maßgeschneiderte eBay-Storefronts einzurichten. Innerhalb Europas bietet eBay zudem verschiedene Abwicklungsdienste an, die deine Produkte an deine europäische Kundschaft versenden. eBay ist ein reiner Drittanbieter-Marktplatz.

Ideal für: Unternehmen, die ungewöhnliche Artikel, Open-Box-Produkte oder normale Einzelhandelsartikel verkaufen möchten.

#3: Wayfair

Wayfair ist ein Marktplatz mit Sitz in Boston, auf dem Möbel und andere Haushaltswaren verkauft werden. Er ist auch in Kanada, dem Vereinigten Königreich, Irland und Deutschland verfügbar. Wayfair bietet Verkäufern eine große Community, eine einfache Navigation und direkte Versandmethoden. Das Beste an der beliebten Plattform: Sie bietet Händlern Zugang zu Analysen und früheren Verkäufen und hilft ihnen, die Nachfrage, den Marktpreis und andere wichtige Daten im Auge zu behalten. Außerdem investiert der Marktplatz die Hälfte seines Umsatzes in Werbung. So können Verkäufer ihren Werbeaufwand reduzieren und sich auf andere geschäftliche Aspekte konzentrieren.

Ideal für: Hersteller von Möbeln und Haushaltswaren, die nicht viel Geld für Werbung ausgeben wollen.

Wichtige Fashion-Marktplätze in Europa

Mode ist eine durchweg beliebte eCommerce-Kategorie. Daher schauen wir natürlich auch einmal die beliebtesten Modemarktplätze in Europa an.

#4: Zalando

Zalando ist ein Modemarktplatz, der Kleidung, Schuhe und Accessoires anbietet. Das Unternehmen verkauft Produkte direkt an Kund*innen und stellt seinen Marktplatz auch Drittanbietern zur Verfügung. Die letztere Option beinhaltet ein Omnichannel-Partnerschaftsmodell, das es auch Offline-Händlern ermöglicht, über Zalando Produkte online anzubieten. Verkäufer können ihre Bestellungen selbst abwickeln oder die Fulfillment-Dienste von Zalando nutzen, die 13 verschiedene Märkte in Europa und Skandinavien bedienen.

Ideal für: Modemarken oder Einzelhändler, die neue Märkte ohne logistischen Aufwand erschließen wollen.

#5: ABOUT YOU

ABOUT YOU ist einer der größten Mode- und Lifestyle-Online-Shops in Europa, der sich auf Personalisierung, Inspiration und Mobile Shopping konzentriert. Das Unternehmen bedient 26 verschiedene Länder und hat über 45 Millionen Unique User*innen pro Monat. ABOUT YOU verkauft direkt an Verbraucher*innen, lässt aber auch Drittanbieter über den Marktplatz verkaufen. Die Verkäufer können ihre eigenen Bestellungen abwickeln oder den Abwicklungsservice von ABOUT YOU nutzen.

Ideal für: Modelabels und Einzelhändler, die ihre Produkte über personalisierte Empfehlungen einem großen Kundenkreis präsentieren und den Fulfillment-Service von ABOUT YOU nutzen möchten.

#6: ASOS

Der ASOS-Marktplatz ist eine Online-Plattform für unabhängige Modemarken und Vintage-Boutiquen und bietet Verkäufern Zugang zu einer internationalen, jungen Zielgruppe. Gegen eine monatliche Gebühr und eine Provision für jeden Verkauf können Händler bei ASOS ihre eigenen Online-Modeboutiquen einrichten. Dort können sie Vintage-Kleidung, neue oder gebrauchte Artikel von anderen Marken oder selbst entworfene/gefertigte Kleidungsstücke verkaufen. Verkäufer müssen die Bestellungen selbst abwickeln.

Ideal für: Kleine Marken, die modebegeisterte Kund*innen ansprechen möchten, welche auf der Suche nach authentischen und individuellen (Vintage-) Styles sind.

Neue Kund*innen mit dem richtigen Marktplatz gewinnen

Marktplätze können dir und deinem Online-Shop helfen, Kund*innen zu gewinnen und neue Märkte zu erschließen. Es ist jedoch wichtig, einen eCommerce-Marktplatz zu finden, der zu deiner Branche, deinen Anforderungen an die Auftragsabwicklung und den Regionen, die du bedienen möchtest, passt.

Moderne eCommerce-Marktplätze bieten ihren Händlern eine starke Sichtbarkeit und Reichweite mit einem großartigen mobilen Einkaufserlebnis und personalisierten Produktempfehlungen. Händler profitieren von der Technologie- und Marketing-Infrastruktur, die Marktplätze bieten.

Für einige Marken ist der Verkauf auf einem Marktplatz jedoch nur der erste Schritt. Wirklich ambitionierte Brands gehen noch einen Schritt weiter und werden selbst zu einem Marktplatz. Du interessierst dich dafür? Dann solltest du unseren Artikel lesen, in dem wir dir die Vor- und Nachteile eines eigenen Online-Marktplatzes erläutern.