Wie Menschen shoppen und sich mit Marken auseinandersetzen, hat sich über die Jahre enorm verändert. Das weltweit abnehmende Wirtschaftswachstum hat ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Modehändler müssen wachsam bleiben, um den wechselnden Wünschen und Bedürfnissen ihrer Kunden/innen weiterhin gerecht werden zu können.

Welche eCommerce-Trends könnten dazu beitragen, deine Marke 2024 weiter nach vorne zu treiben? Anbei haben wir fünf Schlüsseltrends ausgewählt, mit denen disruptive Marken das meiste aus diesem Jahr herausholen können. Ist deine Marke eine davon?

1. Künstliche Intelligenz

2023 war ohne Frage das Jahr der künstlichen Intelligenz (KI). Keine andere Technologie hat so viele Fortschritte gemacht – und so hohe Wellen geschlagen. Auch in der Mode ist KI allgegenwärtig geworden. Damit spielt es eine immer wichtigere Rolle darin, wie Marken und Händler ihr Geschäft betreiben.

Auf den internationalen Catwalks war KI ebenfalls am Werk: Auf der Paris Fashion Week hat Naomi Campbell den displaylosen KI-Pin von Humane getragen. In New York war es Collina Strada, die mit ihrer – dank KI – neu konzipierten Markenästhetik Aufsehen erregte. 

Was KI und die Mode angeht, ist das natürlich noch längst nicht alles. Ganz im Gegenteil – die Anwendungsmöglichkeiten von KI in der Modewelt sind wahnsinnig vielseitig. Von Design über Personalisierung bis hin zu einem verbesserten Kundenerlebnis und Lieferkettenoptimierung – im Prinzip kann so ziemlich jeder Bereich deines Unternehmens von einem KI-Booster profitieren.

Laut McKinsey soll KI in den nächsten drei bis fünf Jahren der Branche zwischen 150 und 275 Milliarden USD (ca. 140 bis 255 Milliarden EUR) Profit bringen – eine Prognose, die durchaus nicht zu verachten ist. Natürlich wurden auch Hoffnungen bestärkt, dass KI auf den großen Baustellen der Branche ebenfalls Fortschritt schüren könnte. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Inklusions- sowie Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu verbessern und Kreativität zu fördern.
Mit dem exponentiellen Wachstum von KI scheinen die Möglichkeiten geradezu grenzenlos. Mit neuen Technologien gehen für gewöhnlich aber auch neue Herausforderungen einher. In unserem Guide 10 Big Fashion Industry Challenges in 2024 erfährst du mehr über jene, die KI mit sich bringt.

2. Social Commerce

Social Commerce beschreibt den Prozess, in dem Kunden/innen Produkte und Dienstleistungen über die sozialen Netzwerke erwerben, die sie am liebsten nutzen. In Teilen Asiens ist das schon längst nichts Neues mehr. Besonders Live-Shopping (i.e. Shopping via Livestreams auf sozialen Netzwerken) erfreut sich immer größerer Beliebtheit. 

Allein in China wurde der Gesamtumsatz von Live-Shopping-Streams 2023 auf 720 Milliarden USD (ca. 670 Milliarden EUR) geschätzt. Die eigentlichen Zahlen, um zu bestätigen, ob sich diese Projektion bewahrheitet hat, wurden bislang allerdings noch nicht veröffentlicht.

In der westlichen Welt hat Social Commerce eher einen langsameren Start hingelegt. Jedoch gab es in den letzten Jahren einen nicht unwesentlichen Auftrieb. Für Millennial- und Gen-Z-Kunden, die online aufgewachsen sind, sind Instagram und TikTok schon längst die Go-To-Suchmaschinen – und zu digitalen Shopping-Zentren geworden. 

Zusätzlich zu Instagrams Produkt-Tags, die für diese Nutzer bereits die Norm sind, hat TikTok kürzlich ein Live-Shopping-Feature auf den Markt gebracht. Dieses stellt eine weitere Gelegenheit für Händler dar, ihre Produkte an ein jüngeres Publikum zu vermarkten. 

TikTok Shop orientiert sich an Douyin, seiner chinesischen Schwesterapp, auf der bereits mehr als zehn Milliarden Produkte verkauft wurden. Sollte TikTok den Erfolg Douyins in Asien in anderen Teilen der Welt nachahmen können, könnte das enormes Potenzial für westliche Marken verheißen. 
Zudem behaupten Statistiken, dass Live-Commerce allein bis 2026 10%-20% aller eCom-Sales ausmachen könnte – es gibt also kaum einen besseren Zeitpunkt, um das Ganze ernsthaft ins Visier zu nehmen.

3. Treueprogramme

Wenn es darum geht, Kundenloyalität zu schaffen, sind Treueprogramme zwar auch nicht die neueste Erfindung, aber in der Modebranche haben sie erst seit ein paar Jahren so richtig Anklang gefunden. Warum, ist allerdings durchaus verständlich:

Heutzutage bevorzugen Käufer/innen einen vermehrt persönlichen Touch im Umgang mit ihren Lieblingsmarken. Treueprogramme schaffen ein Gefühl von Exklusivität und stärken den Gemeinschaftssinn. Sie geben Kunden/innen das Gefühl, Teil eines exklusiven Clubs zu sein. Gleichzeitig schmieden sie eine persönliche Bindung zu deiner Marke. Es überrascht also kaum, dass Kunden/innen exklusive Mitgliedschaftsvorteile (32%) und individuelle Angebote (28%) als zwei der attraktivsten Argumente für Treueprogramme ansehen.

Ein beliebtes Beispiel ist die von Kate Hudson gegründete Athleisure-Marke Fabletics. Hudson startete die Marke samt einem flexiblen VIP-Mitgliedschaftsmodell, das Mitgliedern exklusiven Zugang zu drastisch reduzierten Preisen auf alle Kollektionen gibt.

H&M bietet ebenfalls eine umfangreiche Membership-Experience. Zu den Vorzügen gehören unter anderem kostenloser Versand und Rücksendungen, exklusive Mitgliederrabatte sowie die Möglichkeit, alte Kleidung im Geschäft zu recyceln – natürlich im Austausch gegen einen Einkaufsgutschein. 

Ob du für diese Markenvorteile Gebühren erhebst oder nicht ist dabei voll und ganz dir und der Art deines Programms überlassen: Fabletics hat sich für ein kostenpflichtiges aber flexibles Abo-Modell entschieden. Andere, wie das von H&M, sind umsonst.

4. Gamification der nächsten Generation

Heutzutage setzen Kunden/innen voraus, dass Händler ihnen eine unterhaltsame und attraktive Online-Präsenz bieten. Egal, ob es dabei um eine App, den Online-Shop oder die Social-Media-Strategie geht, sie fühlen sich zu Marken hingezogen, die sich sichtlich und gerne für sie ins Zeug legen. 

Der chinesische Onlinehändler Temu, zum Beispiel, wickelt seine Kundschaft unter anderem mit einem ultra-individualisierten, scrollbaren Feed (zusätzlich zu seiner extrem niedrigen Preisstrategie) um den Finger.

Zudem verführt diese Art von Gamification Online-Nutzer zum Handeln – und treibt dabei das gesamte Brand-Engagement an. Entweder indem sie neue Inhalte entdecken, durch einen ultra-individualisierten Feed à la Temu, durch Online-Werbung oder organisch, indem du dein digitales Publikum dazu bringst, aktiv auf deine Inhalte zu einzugehen (z.B. durch kommentieren oder teilen). So kannst du die digitale Reichweite deiner Marke erweitern und mehr Traffic generieren.

5. Online und offline mit Omnichannel

Als 2020 viele in der Branche das Aus der Ladengeschäfte befürchteten, machten es sich viele aufgezeigt hat, ist das wohl, dass stationärer Handel so schnell nicht verschwinden wird. Da wir den Großteil unseres Alltags inzwischen an Bildschirmen verbringen, hat sich bei Käufer/innen ein zunehmendes Verlangen nach Shoppingerlebnissen in persona abgezeichnet. 

Was daran attraktiv ist? Die Möglichkeit, direkt mit Produkten und Mitarbeitern zu interagieren – fernab der digitalen Welt, aber nicht gänzlich davon abgegrenzt. Viele Kunden/innen recherchieren Produkte und Dienstleistungen online, bevor sie sich ins Geschäft begeben. Dazu kommt, dass die sofortige Kaufbereitschaft von einem im Geschäft entdeckten Artikel bei Kunden/innen bei satten 31% liegt. 

Für Marken heißt das also, dass eine einheitliche Omnichannel-Experience an oberster Stelle stehen sollte. Entweder oder war gestern – vielmehr stellt sich die Frage, inwiefern man beide Geschäftseinheiten erfolgreich vereinen kann.

Ob du also dein Ladengeschäft online schalten möchtest oder als eCom-Brand in die ‘echte Welt’ einsteigen willst, um eine einheitliche Customer-Experience auf jeder Ebene zu schaffen sind reibungslose Synergien unabkömmlich.

Features, wie „Click & Collect“ oder „Click & Reserve“ sind in vielen Geschäften jetzt schon der neue Standard. Dazu können Marken mit Optionen wie „In-Store Returns“ um ihre Kundschaft buhlen. Auch das Fulfillment-Center kann dank dieser Funktionen entlastet werden, da Artikel direkt von einer nahe gelegenen Filialen verschickt werden können.

Angesichts der anhaltenden Wirtschaftsflaute steht die Modebranche also weiterhin vor großen Herausforderungen. In unserem Guide nehmen wir diese genau unter die Lupe, damit deine Marke weiterhin gedeihen und sich erfolgreich für die Zukunft wappnen kann.